Ca Rater
Mallorquin (Quelle www.schweizerhundemagazin.ch)
Kleine, rattenfangende Hunde
haben in Spanien Tradition. Sie heißen- je nach Dialekt-
Ratero, Ratonero, Rater oder Ratador. Viele Provinzen haben
ihre eigenen "Rateros":
In Andalusien gibt es den Ratonero Bodeguerro Andaluz (der
ein wenig an den Parson Russel Terrier erinnert), in der Gegend
Valencia kennt man den Gos Ratador Valencià und auf
Mallorca eben den Ca Rater Mallorquin.
Der valenzianische und der mallorquinische Ratero
unterscheiden sich kaum voneinander; viele spanische Kynologen
halten sie für ein und dieselbe Rasse. Der eine verbreitet
sich eben auf dem Festland, und der andere auf der Insel.
Als Ausgangsrasse vermutet man kleine Podencos, die statt
Kaninchen vor allem Ratten jagten. Ein starker Einfluss wird
ab dem 17. Jahrhundert auch kleinen englischen Terrieren zugeschrieben
(zum Beispiel dem Black and Tan Toy Terrier). Solche Hunde
können zu der Zeit im Zuge der englischen Herrschaft
über Menorca auf die Balearen gebracht worden sein. Da
auch sie sich als Rattenfänger bewährten (und vielleicht
sogar zu diesem Zweck von den Engländern mitgebracht
wurden) stand einer Vermischung mit den lokalen Rateros nichts
im Wege. Übrigens diente die Jagd auf Mallorca beileibe
nicht nur der Schädlingsbekämpfung - eine spezielle,
hier vorkommende Schermaus-Art (die in der Landessprache "Rata
de la Albufera" und in Deutschland "Wasserratte"
genannt wird) galt bis vor nicht zu langer Zeit als Leckerbissen
und wurde sowohl als Vorspeise als auch als Bestandteil verschiedener
Hauptgerichte zubereitet. Die Jäger gingen mit ihren
Rateros vor allen an Flussböschungen, in Schilfdickichten
und Lagunen auf Rattenfang.
Heute werden auf Mallorca keine Wasserratten mehr verspeist;
der Ca Rater wurde aber dennoch nicht arbeitslos. Viele Jäger
setzen ihn auf Kaninchen an, und er bewährt sich vor
allem in steilem Gelände und bei dichter Vegetation.
Aber auch als Haushund wird der Ca Rater gerne gehalten -
immer war er schon neben seinem Hauptberuf als Rattenfänger
der Spielgefährte der Kinder des Hauses. Und natürlich
ersetzte er in manchem Haus die Türglocke: "Perro
de Puerte" ("Türhund") war in Spanien
eine geläufige Bezeichnung für diese Art lebendiger
Türklingel. Auch von den heutigen Besitzern wird dem
Ca Rater eine außergewöhnliche Wachsamkeit bescheinigt,
ohne dass er jedoch eine übertriebene Schärfe gegen
zweibeinige Besucher an den Tag legt. Seine außerordentliche
Bellfreudigkeit hat er sich bis heute erhalten. Vernachlässigt
man diesen Punkt bei der Erziehung, kann das bei einer Haltung
in einer Etagenwohnung zu nachbarschaftlichen Differenzen
führen!
Äußerliche Kennzeichen
Der Ca Rater ist ein kleiner
Hund (Rüden 32-36 cm bei 3,5-5 kg, Hündinnen 29-33
cm bei 3-4 kg). Dennoch wirkt er recht robust, vielleicht
hat er das seiner immer noch sehr bodenständigen Fangemeinde
zu verdanken. Verglichen mit manch gleich schwerem Zwergpinscher
oder Toy Terrier kommt er mir mehr wie ein "richtiger
Hund" vor.
Natürlich weiß
man nicht, ob das auch so bleibt, wenn die Rasse erst einmal
die Weihen einer offiziellen Anerkennung und das Interesse
eines breiteren Publikums erreicht hat. Viele der spanischen
Fans wünschen sich die internationale Anerkennung ihrer
Rasse, momentan scheint sie aber noch nicht in greifbarer
Nähe zu sein.
Interessanterweise gibt es bereits eine deutschsprachige Homepage
über den Ca Rater. Viele Mallorca-Reisende haben sich
einen kleinen, schwarzroten Hund mit nach Hause genommen,der
ihnen entweder als Rater verkauft, oder den sie aus einem
der lokalen Tierheime geholt haben. Da aber oft kein Unterschied
gemacht wird, solange der Hund klein, kurzhaarig und schwarzrot
oder dreifarbig ist, bezeichnet man alle möglichen Hunde
diese Typs als Rater (so wie in der Schweiz ein dreifarbiger
Hund mit Schlapp- ohren ein Sennenhund ist oder in Deutschland
ein stockhaariger Hund mit Stehohren ein Schäferhund)
Äußerliche Rassenmerkmale
sind sein kurzes Fell in Schwarz-Roter oder (seltener) in
Braun-Rot, mit oder ohne weiße Abzeichen. Die mittelgroßen
Stehohren sind ein weiteres Markenzeichen und möglicherweise
ein Hinweis auf sein Podenco-Erbe. Die Rute wird in Spanien
leider noch kupiert, es gibt auch Welpen, die schwanzlos auf
die Welt kommen. In der Auflistung der Rassenmerkmale steht
zu lesen, dass manche Welpen mit einer zurückgebliebenen
Rute geboren werden, die schließlich abstirbt und abfällt.
Von einem solchen Phänomen habe ich allerdings bei keinem
Hund gehört und betrachte dies eher kritisch als "Mythos"
Am 8. Juli 2006 wurden übrigens im Rahmen eines Podenctreffens
in D-Erkrath bei Düsseldorf auch einige Rateros gezeigt!
Internet Adresse
- www.perrosibericos.com (Homepage über
spanische Rassen. Nur auf Spanisch)
- www.ratero.de (Deutsche Homepage rund
um den Ratero Mallorquin)
Hinweis der Redaktion
Hunde, die an der Rute und an den Ohren kupiert sind, dürfen
nicht in die Schweiz eingeführt werden. Der Rater jedoch
ist an der Rute kupiert. Detaillierte Informationen finden
Sie im Beitrag "Dürfen kupierte Hunde ins Ausland
reisen?"von Marcel Falk BVET SHM 4/06 oder unter www-bvet.ch |